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Nur 64 Sekunden

Wenn ich morgens vom Nürnberger Hauptbahnhof aus auf dem Weg ins Büro durch die Altstadt laufe, lasse ich immer die Eindrücke auf mich wirken. Schaue mich um, entdecke immer wieder etwas Neues an den historischen Gebäuden links und rechts von mir. Ich beobachte die Menschen, die mir begegnen. Sehe Armut, Obdachlose, die jeden Tag inmitten der Fußgängerzone vor den Schaufenstern eines großen Kaufhauses übernachten. Treffe auf eine Gruppe junger Männer, die – nach einer wahrscheinlich sehr kurzen Nacht – mit einem Bier in der Hand in den Tag starten. Gehe an einer Schulklasse aus Italien vorbei, die mit ihrer Lehrerin begeistert von der Museumsbrücke aus in Richtung Heilig-Geist-Spital schaut und freue mich darüber, dass ich an einem Ort arbeiten darf, den Menschen aus der ganzen Welt besuchen kommen. Mache einen Abstecher in eine Bäckerei, um ein Franzbrötchen zu kaufen, das ich mir am Schreibtisch zum ersten Kaffee schmecken lassen werde.

Bis zur Tür ins Büro habe ich auch meine Kopfhörer auf. Meistens läuft die Spotify-Playlist mit meinen Lieblingssongs oder ich höre nebenher einfach Lieder, die mir vorgeschlagen werden. Und manchmal ist da ein neues Lied, das eigentlich nur so im Hintergrund läuft, aber irgendwie unbewusst direkt ins Ohr geht, man es gleich nochmal anhören möchte.

So ging es mir an diesem Tag – irgendwann Anfang Januar – mit einem Song von Andrea von Kampen. Sie ist eine Singer-Songwriterin aus Nebraska, USA. Ihre Musik vereint Folk, Americana und Indie-Pop-Elemente. 2015 hat sie ihr Debütalbum „Storms“ veröffentlicht und fünf Jahre später ihr zweites Studioalbum „Old Country“ herausgebracht. Die Songs zeichnen sich durch ihre warme, melodische Stimme und ihr Gitarrenspiel aus.

Die Texte von Andrea von Kampen sind oft sehr tiefgründig und poetisch. Sie schafft es mit ihren Liedern, in denen es oft um Liebe, Verlust und Selbstfindung geht, einen in eine andere Welt zu transportieren und Emotionen hervorzurufen.

So auch mit diesem einen Lied. Diesem Lied, das irgendwie auf einmal wieder weg war. Zuerst dachte ich schon, ich hätte aus Versehen weiter geklickt. Also schnell das Handy aus der Hosentasche geholt und wieder zurück. Beim zweiten Hören habe ich gemerkt, dass es manchmal gar nicht viel mehr braucht als 31 Wörter. Dass manchmal eben vielleicht einfach alles in nur 4 Sätzen gesagt ist, in 64 intensiven Sekunden, die aber doch leider viel zu schnell wieder vorbei sind: „Of Him I Love Both Day and Night“.

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